Karl-Josef Sabel
Prof. Dr. Karl-Josef Sabel. ©Alexander Stahr

Der Gartenboden oder Hortisol (von lateinisch Hortus = Garten und Solum = Boden) wurde vom Kuratorium „Boden des Jahres“ zum Boden des Jahres 2017 gekürt. Fragen rund um den Boden des Jahres 2017 stellte ahabc.de Prof. Dr. Karl-Josef Sabel, der am Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden als Geologiedirektor das Dezernat Bodenschutz, Bodeninformationen leitete.

Der Gartenboden ist ein vom Menschen gemachter Boden. Was ist der wesentliche Unterschied zu natürlichen Böden?

Prof. Sabel: Wesentliche Unterschiede bestehen in der Umwandlung der natürlichen Strukturen z. B. durch das wiederholte Graben, das Vermischen von Bodenmaterial, aber auch durch verschiedenste Anbautechniken und Düngeverfahren.

Gibt es Unterschiede hinsichtlich der Entstehung von Gartenböden, ihrer Geschichte?

Prof. Sabel: Zum einen gibt es natürlich im Laufe der Zeit unterschiedlichste Bearbeitungstechniken, die sich immer wieder änderten. Zudem gibt es z. B. neben dem Tiefumbruch auch den Bodenauftrag, der die Ursprünglichkeit des Standortes durch das Fremdmaterial völlig verändern kann.

Gartenböden werden oft kräftig gedüngt. Manchmal zu viel. Besteht da eine Gefährdung der Umwelt, z. B durch die Belastung des Grundwassers?

Prof. Sabel: Unzweifelhaft kann aus überdüngten Böden z. B. nitrathaltiges Sickerwasser ins Grundwasser gelangen, doch stehen die Flächen der Gartenböden in keinem Verhältnis zu den großräumigen Agrarlandschaften, die ein ungleich größeres Gefährdungspotential darstellen.

Gartenboden
Die Eigenschaften des Gartenbodens werden u. a. durch „das wiederholte Graben, das Vermischen von Bodenmaterial“ bestimmt. ©Alexander Stahr

Terra Preta, die fruchtbare „Indianererde“ ist ein „magischer Begriff“ für manch einen Gartenbesitzer. Im Internet und anderen Medien grassieren zahlreiche Rezepte für dieses Substrat. Auch kommerzielle Hersteller und Anbieter werben für diese „Wundererde“. Ist die Zugabe eines solchen Produktes zum Gartenboden – gleich ob eigene Herstellung oder gekauft – sinnvoll oder reicht zur Bodenverbesserung (z. B. bei sandigem oder tonigem Boden) auch gewöhnlicher Kompost?

Prof. Sabel: Terra Preta ist derzeit so richtig in Mode, „erfunden“ einst im Amazonastiefland, wo unfruchtbare tropische Böden nutzbar gemacht wurden. Unsere mitteleuropäischen Böden benötigen dies aber nicht und kommen mit gewöhnlichem Kompost und umweltbewusster Pflege aus.

Welche Informationen können Gartenböden der Wissenschaft liefern, die z. B. bei archäologischen Grabungen freigelegt werden?

Prof. Sabel: Gartenböden repräsentieren eine gewisse gesellschaftliche Kultur, ein bestimmtes Bewusstsein. Beispielhaft sind die Gartenanlagen von Klöstern, in denen über Jahrhunderte gartenbauliche Innovationen entwickelt und durch ihre Vernetzung miteinander schnell verbreitet wurden. Hier wurden z. B. bestimmte Gemüsearten kultiviert, oder auch Obstsorten gezüchtet. Im Barock wurden Blumengärten angelegt mit exotischen Pflanzen, die aus unserer heutigen Umwelt nicht mehr wegzudenken sind.

Könnte man sagen, Gartenbesitzer haben ein stärkeres Bewusstsein für Boden, Umwelt und Naturschutz?

Prof. Sabel: Gartennutzer haben ein sehr positives Bewusstsein für Boden, ist ihnen doch klar, dass sie sich von Böden ernähren, dass sie nur Erträge erwirtschaften, wenn die den Boden pflegend behandeln und dass sie mit Bodenflora und –fauna in Symbiose leben.

Ahabc.de dankt Prof. Sabel für seine informativen Antworten.