Prof. Dr. Sabel
Prof. Dr. Karl-Josef Sabel vermittelt auch der jüngeren Generation das Thema Boden. Hier bei der Erläuterung einer geologischen Karte. ©Alexander Stahr

Das Jahr 2015 wurde von den Vereinten Nationen (United Nations) zum Internationalen Jahr des Bodens bestimmt. Ein Ziel war es u.a., das Bewusstsein für den Boden als lebensnotwendige Ressource in der Bevölkerung zu schärfen. Dabei kommt es auch in Zukunft darauf an, den Boden auf die richtige Art und Weise zu vermitteln. Einer, der dies seit Jahrzehnten mit viel Engagement für interessierte Laien, Schüler, Studenten, Lehrer in der Fortbildung und auch für Fachleute anderer Disziplinen macht, ist Prof. Dr. Karl-Josef Sabel, der am Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden als Geologiedirektor das Dezernat Bodenschutz, Bodeninformationen leitete.

Wenn man das Thema Boden für die unterschiedlichsten Alters- und Zielgruppen vermittelt, dann müssen jeweils andere Schwerpunkte gesetzt und gegebenenfalls Vorkenntnisse abgeschätzt werden. Wie geht man dabei vor?

Prof. Sabel: Man fängt am besten erst mal recht großzügig an und beobachtet die Reaktionen der Teilnehmer, wenn man dann allmählich in Details geht bzw. die Themenbereiche präzisiert. Die ältere Generation hat oft ein Vorwissen, da ackerbauliche Nutzung oder Gartenpflege vielfach familiär oder nachbarlich üblich waren. Die junge Generation ist in eine völlig veränderte Agrarlandschaft und Gartennutzung geboren, sie hat erhebliche Defizite.

Hin und wieder gibt es an Grundschulen und bei Ferienbetreuungen Natur- oder Umwelttage. Auch der Boden kann dabei Thema sein. Sicherlich nehmen die Schülerinnen und Schüler mit Begeisterung daran teil: Bodentiere beobachten, den Boden mit allen Sinnen erkunden. Doch was bleibt da fürs Erwachsenenleben hängen? Macht das überhaupt Sinn?

Prof. Sabel: Natürlich macht dies Sinn, denn der Einstieg in den Themenbereich Boden ist gerade bei Kindern vornehmlich nur über die Sinne „sehen, riechen, fühlen“ möglich. Und die Bodentiere beleben dann zusätzlich das Verinnerlichen des Themenkomplexes. Allerdings ist dies nur ein Einstieg ins Thema Boden, es müssen weitere „Erlebnisse“ folgen, damit eine Nachhaltigkeit gewährleistet wird.

In den weiterführenden Schulen ist der Erdkunde- oder Geografieunterricht ein Stiefkind. Wenn das Fach unterrichtet wird, so liegt der Schwerpunkt häufig auf der Humangeografie. Wie gut sind dennoch die bodenkundlichen oder boden-geografischen Kenntnisse der Lehrkräfte bei Lehrerfortbildungsveranstaltungen? Kann man durch derartige Veranstaltungen über die Lehrkräfte das Thema Boden an Schulen besser etablieren?

Prof. Sabel: Das Thema Boden ist in Lehrveranstaltungen unabdingbar, da dann die gesamte jüngere Generation initiativ erreicht wird. Nach wie vor leben wir vom Boden bzw. seiner Nutzung, aber wir „stolpern“ nur über ihn. Die Lehrkräfte sind leider eher wenig in Richtung Boden ausgebildet.

Welcher Zielgruppe kann am nachhaltigsten ein dauerhaftes Bodenbewusstsein vermittelt werden?

Prof. Sabel: Unabdingbar ist die Aufklärung der jungen Generation, sie repräsentiert die Zukunft und muss daher wissen, was die elementaren Lebensbedingungen ihrer Gesellschaft sind.

Würde es Sinn machen, einflussreichen Politikern respektive Umweltpolitikern und ihrem Umfeld einmal den Boden auf Exkursionen oder mit Vorträgen näher zu bringen (hier ist keine Ironie im Spiel)?

Prof. Sabel: Dies halte ich für unabdingbar, haben sie doch unmittelbaren administrativen Einfluss auf die Nutzung unserer Böden.

Kann man mutmaßen, dass das Internationale Jahr des Bodens hinsichtlich des Bodenbewusstseins in der Bevölkerung etwas bewirkt hat oder ist eher anzunehmen, dass es für die überwiegende Mehrzahl der Menschen beim „Dreck“ an den Schuhen bleibt?

Prof. Sabel: Die Veranstaltungen zum Internationalen Jahr des Bodens haben Leuchtmarken gesetzt, die Nachfrage und die Zahlen der Besucher waren beeindruckend und erfreulich, der Boden ist bereitet. Diesem Anstoß müssen jetzt vielfältige „Spielzüge“ folgen, damit wir dem Finale einer Bewusstseinsstabilisierung näher kommen.

Ahabc.de dankt Prof. Dr. Sabel für die informativen Antworten und wünscht ihm auch weiterhin viel Erfolg bei der Vermittlung von Boden.