Schottergarten. ©Alexander Stahr

„Gärten des Grauens“ heißt ein Filmbeitrag des ZDF vom 31.07.2020. Darin wettert der Berliner Biologe und Gründer der Facebook-Seite „Gärten des Grauens“ Ulf Soltau gegen sogenannte Schottergärten und redet von der Entfremdung von der Natur. Dabei handelt es sich oft nicht um Gärten im eigentlichen Sinn und schon gar nicht um einen „Negativtrend“, sondern um ästhetisch gestaltete Grundstücksbereiche zwischen Eigenheim und öffentlichem Raum.

Dschungel, Wiese oder Schotter vor dem Eigenheim: Die Wahl sollte den Hauseigentümern vorbehalten sein. Schottergärten werden von einigen Städten und Gemeinden als teil- beziehungsweise vollversiegelt eingestuft, was natürlich nicht zutrifft. Denn um nicht erwünschten, natürlich durch Flugsaat aufkommenden Pflanzenwuchs (Unkraut genannt) zwischen den Schotter- oder Kieselsteinen zu verhindern (es gibt im botanischen Sinn übrigens kein Unkraut), wird in der Regel zu Beginn der Gestaltungsmaßnahmen ein wasserdurchlässiges Kunststoffvlies verlegt. Beim Thema „Schottergarten“ locken offenbar zusätzliche Gebühreneinnahmen durch vermeintlich ökologisch orientierte Lokalpolitiker für Gemeinden und Kommunen.

Häufig wird von Gegnern der Schottergärten argumentiert, dass sich im Laufe der Zeit organisches Material (Laub, Stäube etc.) im Schottergarten ansammelt, was als natürliches Substrat die Keimung von Flugsaat begünstige. Da die Entfernung der Flugsaat mit der Hand zu aufwändig sei, greife man zur „Giftspritze“ (eine häufige Unterstellung in den Medien). Dazu ein Tipp aus langjährigen Erfahrungen mit Kieswegen: Hin und wieder über den Schottergarten laufen. Dadurch werden unerwünschte angeflogene Samen von Wildpflanzen zerquetscht und unschädlich gemacht.

Im ZDF-Beitrag vom 31.07.2020 heißt es: „Kein Bodenleben unter dem Vlies“. Das ist natürlich völliger Unsinn. Unter dem Vlies leben Milliarden Lebewesen. Es entwickelt sich unter dem Vlies und dem Schotter ein initialer Hortisol. Manch ein Schottergarten ähnelt im Erscheinungsbild zudem stark dem traditionellen Japan- oder Zengarten, indem die Elemente der Natur symbolisiert werden, was von Naturfreunden eigentlich begrüßt werden müsste. Demgegenüber stehen unzählige versiegelte oder geschotterte Flächen für Supermärkte, Gewerbegebiete, Verkehrswege und Windkraftanlagen. Natürlich haben Schottergärten auch ihren Preis und bedürfen einer gewissen Pflege.

Im Sommer heizten sich Schottergärten stärker auf als Rasenflächen oder ein „Dschungel“ vor dem Haus. Im Winter spenden sie bei sonnigem Wetter jedoch zusätzlich Wärme. Insekten, Fledermäuse und Vögel finden in den umliegenden üppig bepflanzten Vorgärten und Gärten sowie in der Natur genügend Nahrung. Und: Ein ästhetisch angelegter „Schottergarten“ darf übrigens nicht mit einem Steingarten verwechselt werden.