Wollgras
Wollgras – eine torfbildende Pflanzenart im Hochmoor. ©BUND

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Mecklenburg-Vorpommern macht auf die Besonderheiten des Lebensraumes Moor aufmerksam und erklärte den Lebensraum Moor zum Biotop des Monats Oktober. Mit Insekten fangenden Pflanzen ohne Wurzeln, Schmetterlingsbrut im Ameisenhaufen und lebend gebärenden Eidechsen entwickeln Moorbewohner erstaunliche Fähigkeiten. Ein Herbstspaziergang im Moor lohnt nicht nur wegen der imposanten Kranichrast in einigen Mooren am Abend.

Im ganzen Land sind Moore zu finden – mit 300.000 Hektar Mooren ist Mecklenburg-Vorpommern das moorreichste Bundesland. Dennoch sind die meisten Moore durch Nutzung verändert, weil die natürlichen Wasserstände dafür verändert wurden. Unveränderte „lebende“ Moore sind ein bedrohter Lebensraum, intakte Hochmoore, die nur durch Regenwasser gespeist werden, sogar vom Verschwinden bedroht.

Als Nährstoffspeicher haben Moore große Bedeutung für die Reinheit der Gewässer, welche sie oft wie ein natürlicher Schwamm umgeben. Werden sie entwässert – zum Beispiel für Bauvorhaben im Uferbereich -, kehrt sich diese Eigenschaft um und die Moore entlassen gespeicherte Nährstoffe in das anliegende Gewässer.

Randmoor
Randmoor am Schweriner See. ©BUND

„Die Eigenschaften der Moore zwingen Pflanzen und Tiere dazu, trickreich zu sein um überleben zu können. Sie müssen sich den extremen Lebensbedingungen anpassen. Torfmoose, die Bauherren der Moore, sind zum Beispiel Pflanzen, die ohne Wurzeln wachsen. Der untere Teil des Torfmooses stirbt im Wasser ab und bildet unter Sauerstoffabschluss Torf. Das Torfmoos wächst dennoch unbegrenzt nach oben – das kann sonst kaum eine andere Pflanze ohne Wurzel!“, sagt Janine Wilken, Naturschutzexpertin des BUND.

Andere Pflanzen im Moor wie der Sonnentau fangen sich in Ermangelung von Wurzeln oder Nährstoffen nahrhafte Proteine von Insekten durch speziellen Klebstoff auf ihren Blüten. Der Kleine Wasserschlauch, eine wurzellose Wasserpflanze fängt sich kleinste Wassertiere. Sie benutzt dazu raffinierte Fangbläschen, die auch mit bloßem Auge gut zu erkennen sind. Auch Reptilien und Amphibien haben sich an das feuchte Klima in Mooren angepasst, das durch große Temperaturschwankungen geprägt ist. Mooreidechsen legen z. B. keine Eier wie andere Eidechsen, sondern gebären ihren Nachwuchs lebend. Der Große Moorbläuling, ein seltener Schmetterling lässt im Herbst seine Raupen von Blütenpflanzen fallen, die dann von Ameisen zur weiteren Aufzucht eingesammelt werden und im Frühjahr aus dem trockenen, warmen Ameisennest aus ihrer Verpuppung schlüpfen.

Der BUND empfiehlt Moore am besten im Rahmen einer sachkundigen Moorführung zu erkunden. Lehrpfade gibt es z. B. in den Naturschutzgebieten der Hochmoore Grambower Moor, Ribnitzer Großes Moor und im Zarrentiner Kalkflachmoor im Biosphärenreservat Schaalsee. Auch im Müritz Nationalpark gibt es Moorlandschaften verschiedener Lebensraumtypen. In einigen nicht zugänglichen Mooren, wie z. B. den Naturschutzgebieten Göldenitzer Moor, einem der ältesten Regenmoore und im Ramper Moor bei Schwerin, können dennoch Führungen vereinbart werden.

Randmoor
Randmoor am Schweriner See. ©BUND

„Bei Moorführungen sollte man Gummistiefel dabei haben. – Vielleicht hat man Glück und darf bei der Führung ausnahmsweise einen Schwingrasen betreten. Schwingrasen sind nach der FFH-Richtlinie ein geschützter Lebensraumtyp. Wie der Name schon sagt, schwingen diese überwiegend aus Moosen bestehenden „Rasen“, wenn man darüber läuft. Es fühlt sich an, als würde man auf einem Wasserbett gehen. Das liegt daran, dass der Boden mit Wasser gesättigt ist, denn das Grundwasser steht hier fast an der Oberfläche. Aber Vorsicht: ohne ortskundige Begleitung kann das Begehen von Schwingrasenmooren lebensgefährlich sein!“ sagt Janine Wilken vom BUND.

Mit dem Biotop des Monats will der BUND auf die interessante Vielfalt und die Bedeutung intakter Biotoptypen für den Naturhaushalt hinweisen. Monatlich wird ein Biotoptyp vorgestellt und ein Informationsblatt dazu im Internet bereitgestellt.

Quelle: BUND