Löss als Heilerde
Eiszeitlicher Löss wird als Heilerde verwendet. ©Alexander Stahr

Erde kann man essen – als Heilerde. Sie wird sogar als Arzneiwirkstoff oder Medikament eingesetzt. Bei der essbaren Erde handelt es sich natürlich um eine ganz besondere Art von Erde. Also bitte nicht beim nächsten Heißhunger in den Gartenboden oder die Blumenerde beißen!

Ein falscher Begriff

Überhaupt ist das Wort „Erde“ etwas irreführend. In der Umgangssprache bezeichnen wir alles Material als Erde, was aus einer Mischung von feinen Gesteinsbruchstückchen und pflanzlichen Überresten besteht. So zum Beispiel die Blumenerde oder die Gartenerde. Auch den Untergrund unter unseren Füssen nennen wir „Erde“. Und Früchte, die auf dem Untergrund wachsen heißen entsprechend: Erdbeere oder Erdnuss. In der Wissenschaft gibt es diese Bedeutungen des Wortes „Erde“ nicht. Hier ist „Erde“ ausschließlich der Name unseres Planeten.

Die essbare Erde

Die „essbare Erde“ wird nicht gegessen, um den Hunger zu stillen. Sie dient als Medikament bei verschiedenen Beschwerden. Daher wird sie – ebenfalls irreführend – als „Heilerde“ bezeichnet. Wissenschaftlich ist „Heilerde“ nichts anderes als Löss. Dabei handelt es sich um sehr feines eiszeitliches Lockermaterial. Die Lösskörnchen haben einen Durchmesser von 0,002 bis 0,02 Millimeter.

Quarz, Kalk & Co

Löß besteht im Wesentlichen aus dem Mineral Quarz. Dazu kommen untergeordnet noch einige andere Minerale, Kalk und so genannte Tonminerale. Um ihn als Arzneimittelwirkstoff verwenden zu können, wird er gereinigt, getrocknet, nochmals gemahlen und gesiebt. Man isst also den lCn-Horizont des Bodens.

Die heilende Wirkung

Für die medizinische Anwendung von Löss sind vor allem der Kalk- und Tonmineralanteil entscheidend. Tonminerale sind feine, schichtartig aufgebaute Minerale. Sie haben die Fähigkeit zwischen ihren Schichten Ionen, also elektrisch geladene Teilchen, aufzunehmen oder abzugeben. Man nennt dies Ionenaustausch. Das ist gut gegen Sodbrennen: Magensäure besteht vor allem aus Wasser und Salzsäure, die sich wiederum aus Wasserstoff und Chlor zusammensetzt. In der wässrigen Lösung der Magensäure liegen alle Bestandteile als Ionen vor. Wenn man den Löss mit Wasser verrührt einnimmt, wird das kleinste aller Ionen, das Wasserstoff-Ion, besonders leicht in die Schichten der Tonminerale eingebunden. Dadurch wird die Säure unschädlich gemacht. Auch durch den Kalk im Löss wird Magensäure neutralisiert. Heilerde kann auch bestimmte Stoffwechselprodukte, wie zum Beispiel Gallensäure, und verschiedene Gifte binden. Ob sie allerdings lecker schmeckt, ist Geschmackssache.