Landwirtschaftliche Fläche
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, übte scharfe Kritik an der Kampagne „Gut Essen“ der VW Autostadt in Wolfsburg. ©Alexander Stahr

Auf der Homepage der Autostadt GmbH, der Betreiberin des Auslieferungszentrums der Volkswagen AG in Wolfsburg, ist im Rahmen einer Kampagne u. a. folgendes zu lesen (Zitat):

„Regional – saisonal – biologisch
Wie wirkt sich unsere Ernährung auf das Ökosystems aus?

Was wir essen und wie wir unsere Nahrungsmittel erzeugen, hat erhebliche Konsequenzen für die Umwelt – im negativen wie im positiven Sinne. Nachhaltig orientierte Landwirte sorgen für eine Vielfalt von Ökosystemen für Pflanzen und Tiere und bieten auch Erholungsräume für uns Menschen. Andererseits schluckt die Landwirtschaft enorme Mengen an Rohstoffen, Energie und Fläche. Gleichzeitig produziert sie beträchtliche Emissionen. Der Rohstoffverbrauch, die Energiegewinnung, der Wasserverbrauch sowie die Abfalllagerung und Entsorgung haben massive negative Auswirkungen unter Anderem auf Biodiversität, Klima, Gewässer und Böden. Wenn wir essen, konsumieren wir also gleichzeitig immer auch ein Stück natürlicher Ressourcen. Durch eine bewusste Ernährung können wir unseren Verbrauch aber spürbar lenken und reduzieren. Dazu lohnt zunächst ein Blick auf die Ressourcen, um die es hier geht.

Konsequenzen für das Weltklima

Betrachtet man die gesamte Kette von der Rohrstoffgewinnung bis zur Entsorgung, so hat unsere Nahrungsmittelproduktion enorme Auswirkungen auf die Umwelt. In Deutschland beispielsweise ist die Landwirtschaft der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen, weltweit ist die Landwirtschaft für etwa 14 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich. Pflanzliche Produkte haben einen viel geringeren Einfluss auf das Klima als tierische Produkte. Ein Großteil der klimaschädlichen Methangasemissionen beispielsweise stammt aus den Mägen von Rindern und Milchkühen.“

Und z. B. (Zitat):

„Der Durst nach Wasser

Die Landwirtschaft ist eine sehr durstige Branche. Bereits eine einzige Milchkuh braucht je nach Haltungsform und Futterration täglich zwischen 40 und 80 Litern Wasser. Neben der Erzeugung und Verarbeitung verschlingt auch die Reinigung von Maschinen und Ställen enorme Mengen an Wasser. Der so genannte „Wasserrucksack“ gibt an, wie viel Wasser insgesamt bei der Produktion eines Nahrungsmittels geschluckt wurde.“

Dem entgegnet der Deutsche Bauernverband (DBV) mit folgender Pressemitteilung vom 16.04.2014:

Rukwied: Kein Verständnis für Greenwashing-Kampagne der VW-Autostadt
Die Produktion eines Autos frisst bis zu 400.000 Liter Wasser

„Die deutschen Bauernfamilien haben kein Verständnis für die Imagemaßnahme der VW-Autostadt. Darin werden Landwirte und Bauernfamilien ausgerechnet von der Automobilbranche zu Umweltsündern abgestempelt. Der Landwirtschaft wird vorgeworfen, sie sei zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasemissionen. Es ist beispiellos, wie das Aushängeschild eines deutschen Automobilkonzerns, wofür die Autostadt Wolfsburg zweifellos steht, eine Berufsgruppe an den Pranger stellt, die nachhaltig in Kreisläufen und mit der Natur arbeitet. Offenbar soll von den Auswirkungen der Automobilbranche auf Umwelt, Klima, Rohstoff-, Flächen- und Energieverbrauch abgelenkt werden.“ Mit diesen Vorwürfen übte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, scharfe Kritik an den Informationen und der Kampagne „Gut Essen“ der VW Autostadt in Wolfsburg.

„Es ist einfach falsch, die Landwirtschaft als maßgeblichen Verursacher von Treibhausgasemissionen hinzustellen, wie es VW tut. Fakt ist, dass die Landwirtschaft in Deutschland nur noch sieben Prozent der Emissionen an Treibhausgasen verantwortet und diese weiter verringert“, stellte der Bauernpräsident fest. „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Auch oder gerade dann nicht, wenn es sich um die gläserne Autostadt handelt. Schließlich frisst die Produktion eines Autos bis zu 400.000 Liter Wasser.“ Ein Unternehmen wie VW muss sich ernsthafter um den Klimaschutz rund ums Autofahren kümmern, denn dessen Gesamtbilanz von der Erdölförderung bis hin zur Fahrzeugherstellung und dem Straßenbau, für den wertvolle und fruchtbare Äcker und Wiesen vernichtet werden, sei klimapolitisch äußerst fraglich.

Rukwied wandte sich entschieden gegen die negative Darstellung von Landwirtschaft und Tierhaltung und deren Leistungen. „Forschung und Entwicklung bedeuten auch in der Landwirtschaft Fortschritt. Diese für Tierwohl, Lebensmittelqualität und -sicherheit sowie für die Arbeitsbedingungen der Landwirte wichtigen Entwicklungen haben für VW offenbar keine Bedeutung. Es ist völlig in Ordnung, wenn Restaurants vegetarische Gerichte anbieten. Ein Problem entsteht dann, wenn dies mit falschen Behauptungen und fragwürdigen, ideologisch geprägten Studien begründet wird“, erklärte Rukwied.