Buchvorstellung: Die Böden des Taunuskamms
Boden hat für den Menschen in der heutigen Zeit mit ihrer Vielzahl an Umweltproblemen eine herausragende Bedeutung. Sei es als Filter und Puffer gegenüber Schadstoffimmissionen oder als Ort von Stoffumwandlungsprozessen. Boden dient daher auch zum Schutz des Grund- oder Trinkwassers für Millionen von Menschen. Boden ist in den Mittelgebirgen wie dem Taunus auch ein unwiederbringliches, einmaliges Archiv der Natur- und Kulturgeschichte. Das vorliegende Buch richtet sich daher an alle, die sich für die Natur und die Böden des Taunuskamms aus beruflichen oder privaten Gründen interessieren. Etwa an Studierende und Lehrende der Geographie, Geologie, Bodenkunde, Geoökologie, Biologie, Forstwissenschaft, Archäologie oder Raumplanung sowie an Genehmigungsbehörden, politische Entscheidungsträger und natürlich auch an naturkundlich interessierte Einwohnerinnen und Einwohner des Taunus.Das Buch erläutert wissenschaftlich, doch allgemeinverständlich Zusammenhänge und gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Böden des Taunuskamms sowie über ihre Entwicklung, Verbreitung, Nutzung und Gefährdung. Der Autor möchte dadurch eine gewisse Sensibilität für den „Dreck an den Füssen“ vermitteln, der gerade an Standorten in den Hochlagen der Mittelgebirge wie dem Taunuskamm ein unwiederbringliches und besonders schützenswertes Gut darstellt.
Rezensionen
Nachrichten der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft (DBG), 33/2 2014:
„Der Autor Alexander Stahr stellt in dem kürzlich im Pfeil-Verlag München erschienen Heft die Böden des Taunuskamms vor. Auf 64 Seiten werden in 8 Kapiteln die Geologie des Taunus, die wesentlichen Bodentypen der Region, deren Gefährdung sowie Aspekte des Bodenschutzes vorgestellt. Laut Prolog richtet sich die Arbeit an „alle, die sich für Natur und Böden des Taunus…interessieren“. Die Ausführungen sind allerdings teils fachlich-bodenkundlich wie auch standortkundlich sehr ins Detail gehend. Sie sind daher wohl eher für den ambitionierten Leser mit guten geologischen und bodenkundlichen Vorkenntnisse interessant. Zu Beginn wird in einem recht ausführlichen Abschnitt die Geologie des Taunus beschrieben. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den quartären Deckschichten gewidmet. Dies ist umso wertvoller, als dass gerade diese Aspekte oftmals in anderen allgemeinen Arbeiten zu regionalen bodenkundlichen Verhältnissen unberücksichtigt bleiben. Sehr interessant und wertvoll sind in diesem Abschnitt die blau unterlegten Informationskästchen mit Begriffserklärungen zu unterschiedlichsten Abläufen und Phänomenen.
Nach kurz gehaltenen Erläuterungen zur Horizontsymbolik und zu allgemeinen Eigenschaften von Böden wird deren Entwicklung im Bereich des Taunuskamms besprochen. Das gelingt sehr gut, insbesondere die Ausführungen zum Einfluss der „warmen – “ und der „kalten Zeiten“ sind informativ. Bei der Behandlung pedogenetischer Abläufe unterbleiben hier jedoch Ausführungen zur Tonauswaschung, obwohl im folgenden Abschnitt Parabraunerden und „Phäno“parabraunerden behandelt werden. Zusammenfassende Informationen zu den klimatischen Verhältnissen im Taunusgebietwären in diesem Abschnitt oder in einem gesonderten Kapitel hilfreich gewesen.
Der Hauptteil der Arbeit ist der Beschreibung der wesentlichen im Gebiet vorkommenden Bodentypen gewidmet. Hier liegt die besondere Stärke der Arbeit. Es gelingt dem Autor auf beeindruckende Weise, die landschaftsprägenden Böden nach Vorkommen, Aufbau und Nutzung vorzustellen. Da, wo dies notwendig erscheint, verlässt der Autor auch die Bodentypenbezeichnungen nach der KA5 und beschreibt z. B. Phänoparabraunerden – eine Diskussion, die bisher in der Literatur unzureichend erfolgte, gleichwohl aber berechtigt ist. An anderen Stellen, zum Beispiel bei der Entstehung der Podsole, werden vor allem lokal bedeutsame Erklärungsansätze in den Vordergrund gestellt. Die Aussage, dass „podsolierte Böden in den Mittelgebirgen“ größtenteils „vom Menschen und seiner Nutzung des Bodens initiierte Bodenentwicklungen“ sind, ist sicherlich nicht allgemein übertragbar.
Es folgt ein sehr guter Abschnitt zur Gefährdung der Böden in früherer und heutiger Zeit. Dass hier insbesondere auch die Folgen der Köhlerei im Vordergrund stehen, erklärt sich aus den historischen Gegebenheiten im Taunus. Im anschließenden Kapitel zum Bodenschutz konzentriert sich der Autor auf die vielfältigen Probleme bei der Anwendung des Bundesbodenschutzgesetzes. Die vorliegende Broschüre zu den Böden des Taunuskamms ist eine wertvolle Ergänzung und Erweiterung des Wissens zu den naturräumlichen Gegebenheiten der Region und kann uneingeschränkt zum Studium empfohlen werden. Insbesondere in Bibliotheken mit geologischer, geographischer und bodenkundlicher Schwerpunktsetzung sollte die Arbeit nicht fehlen.“
Klaus Müller
Kundenrezension bei Amazon
„Das vierundsechzigseitige Büchlein ist broschiert und mit vielen Skizzen und Farbfotos versehen. So werden die allgemein verständlichen Texte gut aufgewertet. In den sieben Kapitel wird nicht nur auf die Böden eingegangen, das ergibt sich nicht sofort aus dem Inhaltsverzeichnis, welches nur Boden führt: Von der Geologie des Taunuskamms über was und wie ein Boden ist, Entwicklung der Böden auf dem Taunuskamm bis zu dessen Bodentypen und Gefährdungen. Die letzten beiden Kapitel beschäftigen sich mit dem Bodenschutz und Herr Stahr gibt auf zwei Seiten Literaturtipps. In dem vorliegenden Werk geht es „nur“ um die des Taunuskamms, aber immer auch um die Themen Entwicklung, Verbreitung, Nutzung und Gefährdung. Sie kommen in jedem Kapitel mit vor, mal mehr und mal weniger stark. Boden wird häufig als Dreck wahrgenommen und dagegen will der Autor ansteuern. So ist ein Buch entstanden, das sehr gut sowohl Bodenkundler als auch interessierte Laien und in Ausbildung zum Bodenschutz befindliche Personen anspricht. Das ist ihm hier ausgesprochen gut gelungen.“
Dipl.-Ing. FH Silke Bicker
Geologische Blätter für Nordost-Bayern
„Hand aufs Herz: hätten Sie gewusst, was ein Pseudogley-Boden ist? Oder ein Ranker? Und was ist ein Syrosem? Dieses Buch dürfte so manchem gestandenen Geologen aus der Verlegenheit helfen, denn in „Die Böden des Taunuskammes“ von Alexander Stahr dreht sich alles um solche Begriffe – und natürlich noch einiges mehr. Bodenkunde – mit dem Fachwort „Pedologie“ bedacht – versteht sich als Grenzwissenschaft zwischen Geologie, Geographie und Archäologie. So gesehen steht ein Bodenkundler „zwischen den Stühlen“ in einem oft im geologischen Studium nur stiefmütterlich bei Studenten behandelten Fach. Dabei hat der Boden – stets Produkt seines geologischen Untergrunds, der lokalen Topographie und der äußeren Witterungseinflüsse – extrem wichtige Eigenschaften: einerseits ist er Nährboden für Vegetation, andererseits erweist er sich als Puffer, Filter und bei Stoffumwandungs- Prozessen als wesentlicher „Grundwasser-Schützer“. Neben diesen ökologisch herausragenden Eigenschaften ist er auch ein bedeutendes Archiv für die Kulturgeschichte des Menschen.
Alexander Stahr beginnt seine bodenkundliche Reise am Fallbeispiel des Taunuskammes mit einem geologischen Überblick samt kleiner geologischer Karte. Neben den anstehenden, ausschließlich paläozoischen, Festgesteinsserien werden kurz tertiäre und quartäre Überdeckung sowie Basisbegriffe der Pedologie erklärt. Hinzu kommen knapp gehaltene Info-Kästchen, die ergänzende Beschreibungen zu geowissenschaftlichen Fachbegriffen wie beispielsweise „Solifluktion“, „Löss“ oder „Kryoturbation“ bieten. Das Kapitel endet mit ausführlicher Beschreibung von Unter-, Mittel- und Hauptlage sowie dem Innenleben eines Bodens.
Das dritte kurze Kapitel „Was und wie ist ein Boden“ sollte auf keinen Fall übersprungen werden. Hier gibt der Autor eine gute „Übersetzungshilfe“ der vielen von Pedologen benutzten Kürzel für Eigenschaften bestimmter Bodenschichten, deren scheinbar sinnlose Aneinanderreihung wohl so manchen bodenunkundlichen Geowissenschaftler in den Wahnsinn getrieben hat. Was bitteschön ist ein Ah/Al/IIBt(Btv)/IIiICv-Boden?
Die Entwicklung der Böden des Taunuskammes ist Gegenstand des vierten Kapitels. Was passierte in Warmzeiten? Und was in den Kaltzeiten? Und welchen Einfluss hatte nicht zuletzt dabei der Mensch? Die Böden des Tauneskammes per se sind im fünften Kapitel sozusagen als Kernthema beschrieben. Und hier tauchen sie auf, die verschiedenen Namen: Syrosem, Ranker, Braunerde, Pseudogley, Podsol und Gley (und damit sind noch nicht alle genannt!). Zu jedem Bodentyp bietet der Autor nicht nur eine gut verständliche Erklärung, sondern zeigt auch ein Typprofil im Bild. Zudem gibt es abermals die blauen Infokästchen mit beschreibenden Ergänzungen. Dass man jedoch Kapitel drei verinnerlicht haben sollte, zeigen die eingestreuten, ohne das Vorwissen sinnlosen Bodentypen-Kürzel im Text. Man kann, man muss zurückblättern und nochmals lesen…
Ein sechstes Kapitel „Gefährdungen“ darf allein schon aus dem Grund nicht fehlen, weil einmal mehr der Faktor Mensch dem Boden vielerorts mit gewagten Projekten zu Leibe rückt und nicht selten für eine Zerstörung der Boden-Schutzfunktion sorgt, sei es in historischer Zeit durch ausufernden Köhlerbetrieb oder aktuell durch Versiegelung, Bodenerosion und das Einbringen von Schadstoffen. So kann das letzte Kapitel „Bodenschutz“ nur mit dem nachdenklich stimmenden Leitsatz definiert werden, mit dem der Autor erstaunlicherweise einen ehemaligen Präsidenten der USA zitiert: „Anation that destroys its soils, destroys itself“. Ein schmales Buch, zugegeben, aber einen dicken Schinken über Böden würde kaum einer lesen wollen. Obwohl sich Alexander Stahr sehr auf das kleine Areal des Taunuskammes beschränkt, sollten und können die Informationen auch auf andere Mittelgebirge Deutschlands übertragen werden. Sehr gut gelungen sind die kleinen blauen Infoboxen. Bei den Bildern hätte man sich eventuell die Mühe machen können, diese einerseits etwas größer abzubilden, andererseits aber auch die im Abbildungstext stehenden Bodentypen-Kürzel über die entsprechende Schicht im Bild zu blenden. Summa summarum ein lesenswerter Einstieg in die Welt der Pedologie, bei dem auch ich als Geologe mit einiger Berufserfahrung endlich einiges Neues und Klärendes erfahren habe.“
Dr. Thomas Hornung, Berchtesgaden
Alexander Stahr
Die Böden des Taunuskamms
Entwicklung Verbreitung Nutzung Gefährdung
Broschiert: 64 Seiten
Verlag: Dr. Friedrich Pfeil, München
Auflage: 1 (2014)
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-89937-180-2
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