Literatur zum Boden
Fachliteratur zum Boden gibt es weltweit zahlreich. Doch im Roman? ©Bernhard Hildebrand

Natürlich gibt es unglaublich viel Literatur über den Boden – Fachliteratur. Darunter Lehrbücher, Sach- und Fachbücher sowie zahlreiche wissenschaftliche Reihen und Zeitschriften – weltweit. Doch spielt der Boden auch eine Rolle im Bereich der Epik (z. B. Roman, Erzählung) und Lyrik?

Vulkane etwa hatten in den literarischen Genres Roman und Erzählung (Belletristik), bis zum Jahr 2006 lediglich Symbolcharakter (z. B. Ernest Miller Hemingway 1936: The Snows of Kilimanjaro, Arthur Osborn Lowry 1947: Under the Volcano). Doch dann erschien (2006) der Roman „Die Flucht der Ameisen“ von Dr. Ulrich C. Schreiber, Professor für Geologie an der Universität Duisburg-Essen (UDE). In seinem Roman, der auch als Vorlage für den RTL-Zweiteiler „Vulkan“ diente, stehen erstmals der detailliert geschilderte Ausbruch eines Vulkans (Eifel) und dessen katastrophale Folgen im Mittelpunkt der Handlung. Auch im Roman „Vulkanjäger“ (2014) von Katja Brandis wird die Vulkanologie thematisiert.

Der Boden war ebenfalls lange Zeit hauptsächlich in Form des Hochmoors in der belletristischen Literatur vertreten. Er diente dabei als Kulisse und Ort der Handlung für zahlreiche Romane und Erzählungen. So zum Beispiel in Romanen wie „Geister im Moor“ von B. R. Bruss (René Bonnefoy 1972), „Die Moorgeister“ von Angela Sommer-Bodenburg (ein Roman und Kinderbuch 1986), „Die Moorhexe“ (Wolfgang Hohlbein 1992) oder „Der Moorkönig“ von Eva Maaser (1999), ein historischer Roman. Im Bereich der Lyrik ist „Der Knabe im Moor“ von Annette von Droste-Hülshoff aus dem Jahr 1841 sicherlich mit hohem Bekanntheitsgrad zu nennen. Im Jahr 2007 wird der Boden in dieser literarischen Gattung erstmals durch den Biologen Dr. Gerhard Laukötter mit Gedichten über Boden, Bodenwesen und Bodengefährdungen gewürdigt. Titel des Werkes: Bodenverdichtungen. Zitat aus dem Werk:

„Unser Boden ist lebendig,
wie ein Körper atmet er.
Feinste Poren saugen ständig.
Solche Lunge wird nicht leer.

Wasser kreist in dünnsten Bahnen
durch Kanäle ultrafein.
Wege sind hier nur zu ahnen,
ziehen dennoch tief hinein.

Unser Boden ist verletzlich,
auch wenn er so fest erscheint.
Zu viel Druck quält ihn entsetzlich.
Schwere Last ist ihm ein Feind.“

2011 erschien der Roman „Der Köhler – Ein historischer Taunus Roman“ von Alexander Stahr. In diesem Werk erhält der Boden (Dreck genannt), aber auch die Geologie und die Landschaftsgeschichte erstmals eine Hauptrolle in einem Roman. Zitat: „Fromm (einer der Protagonisten) begab sich zu den Pferden, um Gerätschaft zu holen. Sie begannen zu graben. Und sie suchten und gruben. Einige Male wiederholten sie dies. Es war nicht einfach eine Stelle für ihr Vorhaben zu finden. Ihr Leben spendender Komplize, der Dreck, einst in Schutt geboren, dem das feine Eis einer überaus frostigen Ära, man kann sie auch Eiszeit nennen, keine Ruhe zur Reife gewährt, den die Kälte über die Abhänge des Taunus getrieben hatte, er war im Innern steinig, deshalb schwer zu graben und nur von schmaler Statur. An einer auffälligen Kante im Hang, die den Fuß eines öden Ackers markierte, fanden sie schließlich den geeigneten Ort. Über sechzig Zentimeter arbeiteten sich Wenzel und Fromm in die Tiefe. Schließlich entfernten sie eine letzte grobe Lage.“ Literarisch umschrieben wird bei dieser einen von mehreren Textpassagen mit geologisch-bodenkundlichem Anklang die Genese von periglaziären Lagen als Ausgangssubstrat der Bodenentwicklung (Dreck). Die grobe Lage ist natürlich die Basislage.

Es ist äußerst stark zu bezweifeln, dass Boden zukünftig vermehrt Protagonist in Belletristik und Lyrik sein wird. Zumindest, was seine Eigenschaften und Funktionen betrifft. Denn bereits bei der Lyrik von Laukötter wird deutlich, dass fundamentale Bodenkenntnisse Voraussetzung zum klaren Verständnis der Zeilen sind. Zumindest einen Garten sollten Leser besitzen, die ein belletristisches oder lyrisches Werk mit dem Boden als Protagonisten erwerben oder als Geschenk erhalten. Als Statist wird der Boden auch weiterhin in der Belletristik allgegenwärtig sein: Als Dreck!

Literatur mit Boden als Protagonisten

Gerhard Laukötter (2007): Bodenverdichtungen – Bodenbilder, Bodeninhalte, Bodenlyrik.- 144 S.; Nümbrecht (Martina Galunder Verlag).
Stahr, A. (2011): Der Köhler – Ein historischer Taunus-Roman.- 261 S.; Frankfurt am Main (Societäts-Verlag).