Afrikanischer Bodenatlas
Erster afrikanischer Bodenatlas. ©European Commission

Die Europäische Kommission hat den ersten Bodenatlas für Afrika vorgestellt, der die Bedeutung dieser zentralen natürlichen Ressource hervorhebt – als Grundlage für die Nahrungs-, Futtermittel- und Brennholzversorgung sowie für die Verringerung des Überschwemmungsrisikos und den Schutz der Wasservorräte. Mit Landkarten und Illustrationen im Vierfarbdruck wird die Vielfalt der Böden auf dem afrikanischen Kontinent auf einfache und klare Weise erklärt und die Bedeutung dieser endlichen Ressource hervorgehoben. Der Atlas stützt sich auf Beiträge einer Gruppe international anerkannter Bodenwissenschaftler aus Afrika und Europa, die vom internen wissenschaftlichen Dienst der Europäischen Kommission (JRC) koordiniert wurde. Sein Ziel ist es, das Bewusstsein für die lebenswichtige Bedeutung des Bodens in Afrika auf allen Ebenen zu schärfen – von der Politik bis hin zur breiten Öffentlichkeit.

EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard erklärte bei der Vorstellung des Bodenatlas für Afrika im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung der Europäischen Kommission und der Kommission der Afrikanischen Union in Addis Abeba: „Die Böden Afrikas sind sowohl für die Anpassung an den Klimawandel als auch für dessen Eindämmung von zentraler Bedeutung, und sie bilden die Grundlage für nachhaltige Entwicklung und Nahrungsmittelsicherheit. Die Produktivität des Bodens ist zudem für die Erreichung vieler Millenniumsziele entscheidend.”

60 % der Landoberfläche des afrikanischen Kontinents, auf dem mehr als eine Milliarde Menschen leben, entfallen auf Wüsten und Trockengebiete. Einen Großteil der restlichen Landfläche bilden alte, stark verwitterte Böden, die besonderer Maßnahmen bedürfen, um landwirtschaftlich genutzt werden zu können. Das Bevölkerungswachstum und die Verstädterung erhöhen zusammen mit gegensätzlichen wirtschaftlichen Interessen (Anbau von landwirtschaftlichen Exportprodukten, Biobrennstofferzeugung, Erhaltung der biologischen Vielfalt, Mineralienabbau, CO2-Speicherung) zusätzlich den Druck auf das Land. Fruchtbare und produktive Böden sind für den Kampf gegen den Hunger von entscheidender Bedeutung, doch ihre Erhaltung ist in Afrika mit besonderen Herausforderungen verbunden, da die Böden dort oft ihre Nährstoffe schneller verlieren, als ihnen Düngemittel zugeführt werden können.

Hintergrund

Der Bodenatlas ist eine gemeinsame Initiative der Europäischen Union, der Afrikanischen Union und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Ihr Ziel ist es, die nachhaltige Nutzung der Bodenressourcen in Afrika und die globale Partnerschaft zum Schutz des Bodens und der Nahrungsmittelsicherheit (Global Soil Partnership for Food Security) zu fördern und zu unterstützen. In dem Atlas werden Ursprung und Funktionen des Bodens erläutert und die verschiedenen Bodenarten sowie ihre Bedeutung für die Bewältigung lokaler und globaler Herausforderungen beschrieben. Zudem zeigt der Atlas die wichtigsten Bedrohungen für den Boden und die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der Bodenressourcen auf.

Einige zentrale Fakten aus dem Atlas:

98 % des Kalorienverbrauchs in Afrika gehen auf afrikanische Bodenressourcen zurück.
Organische Substanzen im Boden können mehr als das Zehnfache ihres Eigengewichts an Wasser speichern; sie verringern so das Überschwemmungsrisiko und schützen die unterirdischen Wasservorräte.
Die Böden in Afrika speichern ca. 200 Gigatonnen organischen Kohlenstoff – 2,5-mal so viel, wie in den Pflanzen des Kontinents enthalten ist.
Die Böden des tropischen Regenwaldes sind nicht von Natur aus fruchtbar, sondern bedürfen der ständigen Zufuhr organischer Substanzen aus der natürlichen Vegetation. Dieser Zyklus wird durch die Abholzung unterbrochen.
Über die Hälfte der afrikanischen Landfläche besteht aus sandigen Böden (22 %), flachgründigen steinigen Böden (17 %) oder jungen, schwach entwickelten Böden (11 %).
Viele der afrikanischen Böden sind durch Erosion und einen exzessiven Nährstoffverbrauch geschädigt. Dies erklärt den Mangel an Nährstoffen für Pflanzen, der nicht ausreichend durch künstliche Düngemittel ausgeglichen werden kann, und damit die geringe Produktivität der afrikanischen Böden. Afrikanische Bauern können dem Boden aufgrund der ländlichen Armut durchschnittlich nur 10 % der Nährstoffe zuführen, die Landwirte im Rest der Welt einsetzen würden.

Quelle: EU Press releases database