Klasse: Terrae calcis (≈ WRB Leptosols, Cambisols und andere)

Böden mit Ah/Tv/cC-Profil

Terra fusca
Terra fusca aus tertiär verwitterten Gosauschichten (obere Kreide) über Dachsteinkalk in den Berchtesgadener Alpen. ©Ewald Langenscheidt, Büro Geo&Natur

Die Terra fusca (von lateinisch terra = Erde und fuscus = braun) wird auch als Kalksteinbraunlehm bezeichnet. Es ist ein sehr tonreicher Boden mit ≥ 65 Masse-% Ton im Tv-Horizont (T = mineralischer Unterbodenhorizont aus Verwitterungsrückständen von Carbonatgesteinen, die ≥ 75 Masse-% Carbonat enthalten, v von verbraunt, verwittert, verlehmt, c für carbonatisch).

Entstehung

Carbonathaltige Gesteine enthalten je nach Gesteinszusammensetzung einen gewissen Anteil an nicht carbonatischen Bestandteilen in unterschiedlichen Masseanteilen (ca. 1-5 %). Selbst Carbonatgesteine von sehr hohem Reinheitsgrad können Anteile an Verunreinigungen der Korngröße Ton (Tonminerale, Oxide) enthalten. Auf festem oder lockerem Carbonatgesteinen mit ≥ 75 Masse-% Ton entwickelt sich über ein Initialstadium (Syrosem mit Ai/mC-Profil oder Lockersyrosem mit Ai/lC-Profil) eine Rendzina mit Ah/cC-Profil. Nach sehr langer und intensiver Verwitterung (Carbonatlösung) kann sich der nicht carbonatische Gesteinsanteil so stark anreichern, dass sich zwischen dem Oberboden (Ah-Horizont) und dem anstehenden Carbonatgestein eine tonhaltige (Residualton) Zone von bis zu mehreren Dezimetern Mächtigkeit bildet (T-Horizont).

Die lokalen Vorkommen von Terrae calcis in mitteleuropäischen Kalkgebieten (z. B. süddeutscher und Schweizer Jura, Nördliche Kalkalpen) mit teils bis zu mehrere Dezimeter mächtigen Unterböden (T-Horizonte) an erosionsfernen Standorten werden meist als Paläoböden bzw. reliktische Böden angesehen, die unter wärmeren Klimaten mit intensiverer Verwitterung gebildet wurden. Häufig ist die Vergesellschaftung mit Rendzinen.

Eigenschaften und Nutzung

Durch Quellen und Schrumpfen der Tone erfolgte die Ausbildung eines ausgeprägten Polyedergefüges im gelblichen bis rötlichbraunen T-Horizont mit relativ hoher Wasserdurchlässigkeit. Der Unterboden ist frei von Primärcarbonat und kann durch Umlagerung des Residuums eine Lösskomponente enthalten. Kalksteinbraunlehme sind bei landwirtschaftlicher Nutzung schwer bearbeitbar. Landwirte bezeichnen Terrae fuscae als „Stundenböden“, weil sie nur „stundenweise“ bearbeitet werden können. Wenn sie nass sind verschmieren sie und im trockenen Zustand sind sie zu hart. Deshalb werden diese Böden meist als Grünland oder Waldstandort genutzt.

Profil

Der Subtyp Normterra fusca hat gemäß AG Boden (2005) ein Ah/Tv/cC-Profil. In der World Reference Base for Soil Resources (WRB) findet die Terra fusca keine spezifische Zuordnung, so dass sie je nach Ausprägung den Leptosols, Vertisols, Luvisols, Lixisols oder Cambisols zuzuordnen ist. In der Regel wird sie den Cambisols zugeordnet. Subtypen sind gemäß AG Boden (2005) die Kalkterra fusca, die Braunerde-Terra fusca, die Parabraunerde-Terra fusca und die Pseudogley-Terra fusca.